Chorgesang in Ottenau

Zwei traditionsreiche Ottenauer Männerchöre, der Sängerbund und der Männergesangverein schlossen sich 1947 zur Sängervereinigung zusammen. Heute hat der Chor 65 Sänger und gehört damit zu den
größten in Mittelbaden.

Sängerbund Ottenau

Im Herbst 1864 fanden sich in dem kleinen Flößerdorf Ottenau dreizehn sangesfreudige Menschen, die den ersten Ottenauer Gesangverein gründeten. Nach wenigen öffentlichen Auftritten im Ort ruhten die Aktivitäten im Krieg 1870/71. Danach gab sich die kleine Sängerschar nicht nur eine Satzung sondern auch den Namen „Sängerbund“. 1875 trat der Chor erstmals außerhalb des Ortes beim Stiftungsfest der Gaggenauer Sängerbrüder auf. In den Jahren 1900 bis 1914 beteiligte sich der Chor immer wieder erfolgreich an den damals weit verbreiteten Sängerwettstreiten. 264 Mitglieder, davon 83 aktive Sänger, zählte der Verein, als vom 8. bis 10. August 1914 das 50-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden sollte. Doch das Fest musste abgesagt werden, denn 12 Tage davor brach der Erste Weltkrieg aus. Statt zu feiern zogen die Sänger in den Krieg.
1924 feierte der Sängerbund sein Jubiläumsfest nach.
Mit über 100 Sängern waren die Sängerbündler bei Preis- und Wertungssingen in den Folgejahren immer wieder erfolgreich. Zudem wurden jährlich zwei Konzerte am Ort angeboten. Nachdem Ottenau 1935 nach Gaggenau eingemeindet wurde, fand aus Platzgründen das jährliche Konzert in der Jahnhalle statt.
Kurz nach der Feier des 75jährigen Bestehens brach der Zweite Weltkrieg aus und die Singstunden fanden mit zunehmenden Einschränkungen statt. Bis Ende 1946 waren dann Vereinstätigkeiten von der Besatzungsmacht ganz verboten.
Als das Versammlungsverbot aufgehoben wurde, kam es am 2. Februar 1947 in der Gaststätte „Linde“ zur Wiedergründung des Männergesangvereins unter dem 1. Vorsitzenden Medard Haitz. Dieser sprach dabei bereits einen eventuellen Zusammenschluss mit dem Männergesangverein an.

Männergesangverein Ottenau

Am 8. August 1895 gründeten 33 Mitglieder des bereits seit dem Krieg 1870/71 in Ottenau bestehenden Veteranenvereins den Militär-Gesang-Verein Ottenau. Mitglieder konnten nur Männer werden, die ihren Wehrdienst geleistet hatten.
1900 veranstaltete der Verein anlässlich seiner 1. Fahnenweihe sein erstes größeres Fest im Ort und weitere fünf Jahre später schloss sich der Verein dem Murgtalsängerbund an. Finanzielle Schwierigkeiten dieses zweiten und deutlich kleineren Ottenauer Gesangvereins machten es 1911 erforderlich, sich auch für junge Männer zu öffnen, die nicht gedient hatten. Konsequenterweise wurde der Name in Männergesangverein Ottenau geändert. Auch dank intensiver Pflege der Geselligkeit und glücklicher Hand bei der Auswahl des Chorleiters erlebte der Verein einen Aufschwung. Innerhalb von drei Jahren verdreifachte sich die Zahl der Mitglieder bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf 153.
1919 konnte das Vereinsleben insbesondere mit den Vorbereitungen für das 25jährige Jubiläum im Folgejahr wieder fortgeführt werden. Da war der Verein auf 240 Mitglieder angewachsen und zählte 115 aktive Sänger.
In der Schlussphase der Inflation wurde 1923 für vier Millionen Mark eine zweite Fahne angeschafft. Wieder eine willkommener Grund für ein eindrucksvolles Fest. Drei Jahre später veranstaltete der Männergesangverein mit hervorragender Resonanz das erste Ottenauer Kinderfest, das in den Folgejahren einen festen Platz im Jahresprogramm hatte. Nach den Notjahren 1929 bis 1932 kam es erst 1936 wieder zu einem großen Konzert, das aus Platzgründen – wie beim Sängerbund – in der Gaggenauer Jahnhalle durchgeführt wurde.
Auch in der ersten Versammlung des Männergesangvereins nach dem Krieg im Jahr 1947 war die Verschmelzung der beiden örtlichen Gesangvereine das zentrale Thema.

Sängervereinigung Ottenau

Nach den Einstimmungen in den beiden Vereinen luden die Vorstände Medard Haitz vom Sängerbund und Josef Hurrle vom Männergesangverein für den 25. Mai 1947 zur Gründungsversammlung der Sängervereinigung Ottenau ein. Die Versammlung folgte mit überwältigender Mehrheit dem Vorschlag ihrer Vorstände. Medard Haitz wurde zum ersten und Josef Hurrle zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Mit Josef Behle aus Karlsruhe wurde ein hochkarätiger Dirigent verpflichtet.
Die Familienfeier und die Weihnachtsfeier des mit über 500 Mitgliedern stattlichen Vereins musste im Jahr 1948 aus Platzgründen im Kasino von Daimler-Benz stattfinden. Dort fand im Folgejahr auch das erste gemeinsame Konzert mit 160 Sängern statt. Neben dem Chorgesang wurde im Verein auch die Geselligkeit besonders gepflegt. So durch Theaterabende, Sängerabende, Fasnachtsveranstaltungen und Ausflüge.
Für den im November 1951 verstorbenen Chorleiter Josef Behle wurde der jugendliche Ötigheimer Rudi Kühn verpflichtet. Ein besonderer Glücksfall für den Verein, denn mehr als 50 Jahre war er anschließend Chorleiter und führte in besonders angenehmer Art den Männerchor zu vielen Erfolgen und zu hohem Ansehen in Sängerkreisen und in der Bevölkerung.
Bereits 1952 wurde auf Initiative von Reinhold Haitz unter musikalischer Leitung von Rudi Kühn ein Doppelquartett gegründet, das fortan das Programm der Veranstaltungen bereicherte.
Mit großer Freude konnte am 28. Juli 1956 die Merkurhalle mit Darbietungen der örtlichen Vereine feierlich ihrer Bestimmung übergeben werden. Endlich gab es einen würdigen Rahmen für die nunmehr noch zahlreicheren großen Vereinsfeste und Konzerte. In der Generalversammlung 1957 übergab Medard Haitz sein Amt als 1. Vorsitzender an den bisherigen Sängervorstand Hermann Hurrle.
Als am 12. Januar 1963 der Kulturraum feierlich an den Musikverein Harmonie und die Sängervereinigung übergeben wurde, war endlich auch die Zeit der Notunterkünfte für die Probenarbeit vorbei.
1965 war man dank der guten Kontakte des Chorleiters Rudi Kühn beim Bundes-Liederfest in Karlsruhe mit einem eigenen Programmbeitrag vertreten. Auch viele Rundfunkaufnahmen machten in den Folgejahren den Ottenauer Chor überregional bekannt. Viele der unzähligen Kompositionen von Rudi Kühn erlebten dabei ihre Uraufführung.
Mit „Frühling, Natur und Liebe“ war 1976 das gelungene Konzert anlässlich der 25jährigen Dirigententätigkeit von Rudi Kühn überschrieben.
Nachdem der bisherige Präsident Medard Haitz 1983 verstorben war, ernannte die Mitgliederversammlung Hermann Hurrle 1984 – im Jahr des 120 Jährigen Bestehens – zu seinem Nachfolger. Zu Weihnachten erschien der erste Weihnachtsbrief der Sängervereinigung, der viele Nachahmer fand und sich später zur Ottenauer Sängerzeitung mauserte.